Eins von 120 Exemplaren. – Dieser Kalender erschien als achte Ausgabe von Werkmans Untergrundpublikation »De Blauwe Schult«. Er enthält 28 gestempelte, mit Tintenrollern und Schablonen farbig bedruckte Seiten auf verschiedenen Papiersorten – das Papier galt Werkman als wichtiges dekoratives Element, vier weitere als Umschlag. – Als Texte wählte Adriana Buning patriotische oder sogar subversive Liedtexte aus altniederländischen Rebellenliedern und Dichtungen gegen die spanische Vorherrschaft im 17. Jahrhundert. »Fast alle Texte erhielten angesichts der Situation von 1941 eine besondere Aktualität: Sie rufen zum Widerstand auf, enthalten Drohungen gegen Tyrannen und Unterdrücker und sind Ausdruck der Zuversicht, dass Gott auf der Seite der Unterdrückten steht […]« (Spek/Vries, S.307). – Titelgebend war Gutenbergs »Türkenkalender« von 1454, der vor dem Vormarsch der Türken warnen sollte, eine Werkman angesichts der deutschen Besatzung naheliegende Analogie. – Der Kalender war ein durchschlagender Erfolg, die Auflage schnell ausverkauft und verteilt. – Die Ehrung in Form des ersten Werkman-Preises, den die Stadt Amsterdam den Schöpfern des »Turkenkalenders« im Frühjahr 1945 verlieh, erlebte Werkman nicht mehr. In den letzten Kriegstagen war er von den deutschen Besatzern verhaftet und erschossen worden. – Hendrik Nicolaas Werkman (1882–1945) zählt zu den wichtigsten Künstlern der niederländischen Avantgarde. Bei experimentellen Arbeiten mit Lettern aus Blei und Holz, aber auch mit druckfernen Objekten – wie etwa Türscharnieren – entdeckte er die künstlerische und symbolische Kraft der Buchstaben und erfüllte sie mit neuem visuellem Leben. Er gründete 1923 das Magazin »The Next Call«. Während der Besatzungszeit arbeitete er für den holländischen Widerstand, unter anderem mit seinen Kleindrucken »De Blauwe Schuit« (1940–1944).
33,0 : 25,3 cm. [28] Seiten. – Umschlag mit winzigen Randläsuren und leicht fleckig.
Spek/de Vries BS-8, SS. 307ff.