158 Verfassungskonvent Herrenchiemsee.

Vier Sitzungsprotokolle als Typoskript, mit handschriftlichen Korrekturen und Auszeichnungen, bzw. Hektographien der endgültigen Fassungen. August 1948. Zusammen 346 Blätter.

Ein direkter Blick in die DNA der deutschen Demokratie

Beschreibung

»Der Verfassungskonvent von Herrenchiemsee leistete innerhalb von zwei Wochen die maßgebliche Grundlagenarbeit für eine Verfassung für Deutschland. Er wurde im August 1948 von den Ministerpräsidenten der [elf] Länder der westlichen Besatzungszonen einberufen. Der Konvent, eigentlich ein aus rund 30 Experten aus Jurisprudenz und Politik bestehendes Beratungsgremium, leistete schließlich so überzeugende Arbeit, dass die spätere Verfassunggebende Versammlung in Bonn auf seinen Vorarbeiten aufbaute. Der Konvent entwarf eine Verfassung, die schließlich für die Ausarbeitung eines Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland maßgeblich wurde. […] Der bayerische Ministerpräsident Hans Ehard (CSU, 1887–1980, Ministerpräsident 1946–1954 und 1960–1962) lud nach eigenem Kundtun ›in dem Bestreben, den Einfluss Bayerns auf die Gestaltung der künftigen Verfassung möglichst zu intensivieren‹ auf die Herreninsel im Chiemsee ein. Vom 10. bis zum 25. August 1948 tagten im Alten Schloss auf Herrenchiemsee rund 30 Experten aus Rechtswissenschaft und Politik. Alle westdeutschen Länder waren vertreten; auch Berlin konnte durch Otto Suhr (SPD, 1894–1957) in beratender Funktion teilnehmen« (Angela Kirsch). Diesen Berliner Vertreter begrüßte der bayerische Staatsminister übrigens, um »auch den Osten Deutschlands hier zu Worte kommen zu lassen« (Protokoll I, Blatt 7). – Vorhanden sind: 1. Sitzungstag, 10. August 1948: Vormittags- und Nachmittagssitzung, 25 Blätter Typoskript mit Korrekturen und 11 Blätter Hektographien (nur Vormittagssitzung). Begrüßung durch den bayerischen Staatsminister Dr. Pfeiffer, Beiträge zur Wahl eines Vorsitzenden der Versammlung, Fragen der personellen Zusammensetzung nach Gewichtung der Länder. – 2. Sitzungstag, 11. August 1947: Vormittags- und Nachmittagssitzung, 66 und 68 Blätter Typoskript mit Korrekturen und 98 Blätter Hektographien. Grundlagen der Verfassung, Rechtsstellung des Deutschen Reichs bzw. der Länder, Namensgebung (Carlo Schmid: »Welchen Namen soll das Gebilde haben, für das wir die rechtliche Ordnung vorbereiten sollen?«), Zuständigkeiten in Finanzfragen, Überlegung hinsichtlich der Länder in der sowjetischen Besatzungsordnung u. v. m. – 3. Sitzungstag, 12. August 1948: 63 Blätter Hektographien. Fragen zu Bundesrat bzw. Senatsmodell, das Carlo Schmid vertrat, Wahlrecht, Regierungsbildung. – Geschlossene Sitzung, 16. August 1948: 15 Blätter Hektographien. Unterrichtung des Plenums über den Stand der Arbeiten, Konstituierung der Kommission I für Grundsatzfragen. – Die Redebeiträge werfen ein Licht auf die Interessen der einzelnen Bundesländer und die politische Ausrichtung der jeweiligen Vertreter. Die Protokolle liefern aufschlussreiche Hintergründe zu Inhalten und Formulierungen des Grundgesetzes, das schließlich am 23. Mai 1949 verabschiedet wurde.

Papierbedingt die Ränder etwas gebräunt, einige mit winzigen Randeinrissen.

Angela Kirsch: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Verfassungskonvent_von_Herrenchiemsee,_10.-23._August_1948, letzter Aufruf 15.10.2023

LOT Nr: 28-0158-33 Kategorie: