Exemplar 76, eins von 70 auf Holländischem Bütten (Gesamtauflage 100). Trotz dieser Auflagenhöhe, die vielleicht gar nicht ausgedruckt oder großteils durch Zensur und Krieg vernichtet wurde, sehr selten. – Hinter dem Pseudonym Efwe Ornikleios verbarg sich der arrivierte Illustrator und Büchermacher Friedrich Wilhelm Kleukens, der seit 1907 in Darmstadt gemeinsam mit seinem Bruder die Ernst Ludwig-Presse betrieb und 1920 die Ratio-Presse gegründet hatte. In diesem »Parallelunternehmen« beabsichtigte er, der Illustration im Buch wesentlich mehr Raum zu geben, als dies in der Ernst Ludwig-Presse gewollt und möglich war. 1920 hatte er das Unternehmen mit seinem »Vogel-ABC« eröffnet, in dem er in humorvoller Art seine besonderen Fähigkeiten als Tierzeichner publizierte. Auch in »Priaps Hain« finden wir diverse Tiere – Paradiesvogel, Ledas Schwan, Piephahn und einen Geißbock. Doch sind die Phalli erwartbar in der Überzahl und entwickeln in Kleukens’ Phantasien ein erstaunliches Eigenleben. »Phallische und cunnische Phantasien beherrschen z. B. das Triebleben von ›Ornikleios‹, der in seiner Mappe von Federzeichnungen ›Priaps Hain‹ der männlichen Potenz ein Loblied singt […]« (Paul Englisch). – Die zarten Radierungen in Hellblau gedruckt, jede in Passepartout montiert und diese mit dem Textblatt in einer neutralen Halbleinenmappe. Das verwendete Material lässt vermuten, dass Graphiken und Mappe in der Werkstatt der Darmstädter Presse entstanden. – Die Radierungen tadellos erhalten.
Plattenmaße 12 : 12 bis 14 : 10 cm, Mappe 33 : 25,5 cm. – Mappengelenke etwas stockfleckig, Deckelränder leicht gebräunt.
Hayn/Gotendorf IX, 467. – Bilder-Lexikon II, 467 (»Graphiker der Gegenwart, in Darmstadt lebend«). – Englisch, Irrgarten S. 242. – Der Kalte Blick, S. 104ff