Erste Ausgabe. – Mit eigenhändiger Widmung für den Basler Theologen Fritz Speiser (1853–1913), datiert »Weihnachten 1882« und mit dem Sinnspruch »Wer sich im Stande fühlt, Laternen anzuzünden, der braucht geringere Furcht zu haben, auch einmal einen morschen Laternenpfahl umzustoßen«. – Verehrungsvolle Kritik des Wagnerschen »Bühnenweihfestspiels«, das im Sommer 1882 uraufgeführt worden war. Bernhard Förster, antisemitischer Agitator, propagiert im letzten Kapitel seine Idee einer Zufluchtsstätte für »jugendlich unverdorbene Kräfte« des deutschen Volkes. »Nietzsches Schwester Elisabeth lernte im Umkreis der ersten Wagner-Festspiele 1876 den Gymnasiallehrer und überzeugten Antisemiten Bernhard Förster kennen. Durch seine antisemitischen Hetzereien hatte sich Förster ab 1880 seine Lebensgrundlage in Deutschland Stück für Stück zerstört. Nun suchte er nach einer neuen Aufgabe fernab der Heimat, die er in der Gründung einer deutschen Kolonie in Übersee fand. Zu diesem Zweck reiste er von 1883 bis 1885 durch Paraguay. Nach seiner Rückkehr heirateten Elisabeth Nietzsche und Bernhard Förster am 22. Mai 1885, dem Geburtstag Richard Wagners. Die Heimkehr war aber nur von kurzer Dauer. Förster plante, sein Kolonialprojekt umzusetzen. 1886 reisten er und seine Frau mit vierzehn deutschen Familien nach Paraguay und gründeten dort die Kolonie Nueva Germania.« (Marie Fernschild, 2023, im Blog der Klassik Stiftung Weimar). Nachdem durch kritische Berichte (siehe KatNr. 493) über die Zustände in der Kolonie Erfolg und Geldgeber ausblieben, beging Bernhard Förster 1889 dort Selbstmord. Seine Witwe kehrte nach Deutschland zurück, pflegte ihren erkrankten Bruder und widmete sich nach dessen Tod der verfälschenden Edition seines Nachlasses. – Schönes Exemplar, sehr selten.
21 : 16 cm. VI, 90 Seiten. – Das Widmungsblatt leicht gebräunt, die Vorsätze etwas stockfleckig.