94 Franz Kafka – Le procès. The Trial. Orson Welles’ Arbeitsexemplar des Drehbuchs.

Orson Welles\' Handexemplar

Typoskript mit zahlreichen eigenhändigen und handschriftlichen Anmerkungen. 1962. Ca. 230 Blätter.

Description

Handexemplar des Drehbuchs der bedeutenden Verfilmung von Kafkas »Prozess«, über die Orson Welles unmittelbar nach Abschluss der Dreharbeiten sagte: »›The Trial‹ is the best film I have ever made.« (aus dem Interview Huw Wheldon, BBC 1962). – Mit zahlreichen eigenhändigen Ergänzungen, Anmerkungen und Korrekturen sowie Anstreichungen von Orson Welles. – Die Dreharbeiten fanden vom 26. März bis 5. Juni 1962 im Studio de Boulogne, Paris, statt, die Außenaufnahmen in Rom, Zagreb und Paris, der Schnitt wurde erst im Dezember 1962 beendet. – Hauptdarsteller: Anthony Perkins (Josef K.), Jeanne Moreau, Romy Schneider, Orson Welles, Suzanne Flon u. a. – Weltpremiere war am 21. Dezember 1962 in Paris. – »Ich konnte den Film überhaupt nur machen, weil ich selbst mein Leben lang immer wiederkehrende Alpträume von Schuld gehabt habe: ich bin im Gefängnis und weiß nicht, warum; ich komme vor Gericht und weiß nicht, warum. Das ist sehr persönlich. Ein sehr persönlicher Ausdruck meines Innersten, und es stimmt einfach nicht, dass ich mich hier in fernen Welten bewege, die mit mir nichts zu tun haben. Dies ist der autobiographischste Film, den ich je gemacht habe, der einzige, der mir wirklich so nah ist wie die eigene Haut. […] Dieser Film kommt meinen eigenen Gefühlen viel näher als jeder andere, den ich je gemacht habe.« (Welles/Bogdanovich, S. 443). – »Weniger an der Figurenkonstellation als am stilistischen Einfallsreichtum lässt sich […] die Autorenschaft Welles‘ am Procès erkennen; einzelne Szenen, die K.s Erniedrigtwerden, die Vergeblichkeit seiner Fluchtversuche suggerieren, muten gelegentlich an wie Zitate aus ›Citizen Kane‹ und ›The Third Man‹. Der von Welles entworfene Lebensraum K.s evoziert zwar Erinnerung an Realpolitik bis hin zum Holocaust; mit einem konkreten Gesellschaftsmodell jedoch soll er offensichtlich nicht identifiziert werden. Architektur, expressive Perspektivik, Licht- und Schatten-Optik modellieren eine surreale Landschaft vollkommener wie selbstverständlich gewordener Bedrohung allem und jedermann gegenüber, denn die zu erzählende Geschichte folge der ›Logik eines Traums, eines Alptraums […] über ein Labyrinth ohne Ausweg‹ (Welles). So gesehen wirkt Welles‘ Film durchaus wie der Versuch, Innenleben zu durchleuchten – jedoch nicht das des Helden, sondern das eines zur seelenlosen Bürokratie verkommenen Gemeinwesens.« (Weise, S.110f). Aufbau: Titelblatt (»The Trial«), Blätter 1–124, Zwischentitel (»The Trial, part II«), Blätter 125–233. Einige Doppel-Paginierungen (z. B. 7/8, 18/19, 97/100), zusätzlich Blätter 71A und 101A sowie 15 weitere Blätter mit Textvarianten, in kleinerem Format auf dünnem Durchschlagpapier, vor Blätter zwischen 101 und 124 geheftet (Büro- oder Heftklammern). – Blätter 18–34 mit neueren Textvarianten überklebt (Originalfassung noch lesbar). – Blatt 13 verso mit Zeichnung. – Blatt 49 halbseitig und Blatt 97/100 rückseitig ganzseitig mit eigenhändigen Varianten von Dialogen. – Beilagen: Eigenhändige Pariser Straßenskizze von Welles (auf gefaltetem Packpapier, ca. 28 : 30 cm) sowie zweifarbiges Typoskriptblatt »Kafka »The Trial. Sound track of children’s voices, pp. 198–221. Recorded by DOUGLAS CLEVERDON, November 22nd 1962«, mit eigenhändigen Bleistiftanmerkungen von Welles. – Das letzte Blatt verso mit eigenhändigem Vierzeiler von Orson Welles (»This tale is told during the story called the Trial … It has been said the logic of [?] story« sowie Inventarnummern. – Mit zwei Pappstreifen und Metallklammern geheftet. Provenienz: Orson Welles, Beatrice Welles. – Dr. Jörn Leinweber 2013, Katalog 33, Nr. 400.

33 : 20 cm. – Gebrauchsspuren, besonders die beiden Außenseiten fleckig, der Heftstreifen vorn durchgerissen. Einige Ränder etwas bestoßen.

Orson Welles/Peter Bogdanovich. Hier spricht Orson Welles. 1992. – Eckhard Weise. Orson Welles. Reinbek 1996

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