Aus Wein wurden Bücher

Wir waren bei der Beschreibung von Lot 201 nicht weinselig, aber wohl zu phantasievoll. Wie wir zur Annahme kamen, Goethe habe eine „in Leinen emballierte Kiste“ mit Wein erhalten, ist uns nun vollkommen rätselhaft. Ein Hamburger Sammler, Rechercheur aus Leidenschaft, schickte uns nämlich – keine 24 Stunden nach Veröffentlichung des Onlinekataloges – folgenden Hinweis: „Goethe bestätigte auf dem Francozettel die Übersendung eines prächtigen dreibändigen kunsthistorischen Werkes von Pierre Bouillon, – dessen dritter Band nach langem Warten erst kürzlich erschienen war“. Nach den Anmerkungen bei „Carl Vogel, Goethe in amtlichen Verhältnissen“ (1834, S.391ff.) und Goethes Tagebuch (26.11.1828) handelte es sich um das dreibändige Werk „Musée des antiques / dessiné et gravé par P. Bouillon“ (Paris 1817–1825). Die Sendung war ein Geschenk von Baron de Wolbock, der 1808-1812 Sekretär der französischen Gesandtschaft am Weimarer Hof war. Goethe beschrieb ihn als »einen fleißigen Leser« in der dortigen Großherzoglichen Bibliothek. Wolbock kehrte 1813 nach der Niederschlagung Napoleons in seine Heimat zurück. Da das dreibändige Werk in der Weimarer Bibliothek schon vorhanden war, wurde es – nach überschwänglichem Dankschreiben Goethes – der Universitätsbibliothek in Jena übergeben.

Unser nicht minder überschwänglicher Dank gilt dem Hamburger Hinweisgeber!